Gesundheitliche Folgen der Gewalt

Häusliche Gewalt hat gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit und gilt als eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen (WHO 2002).

Die systematische Untergrabung des Selbstwertgefühls, ein Leben in ständiger Angst und Bedrohung, Stressbelastung und permanente Anspannung machen krank. Die folgenden Äußerungen stammen aus qualitativen Interviews mit Frauen und zeigen, wie sie die Auswirkungen von Partnergewalt auf ihre Gesundheit beschreiben (GiGnet 2008):
„Ich wurde immer leiser, immer kleiner, weil ich Angst hatte, dass er wieder zuhaut beim geringsten Ding.“
„Ich habe nachts nicht geschlafen, ich konnte nichts essen, ich hab ständig irgendwo Geräusche gehört.“
„…und dann bin ich krank geworden. Autoimmunerkrankung, ich denke mal, das ist alles zu viel geworden, diese ganzen Belastungen und dieses Hickhack.“

Die Repräsentativstudie von 2004 zur „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ (Schröttle et al.) kommt zu dem Ergebnis, dass zwei Drittel der gewaltbetroffenen Frauen körperliche Verletzungen erlitten (Prellungen, Verstauchungen, Knochenbrüche, offene Wunden etc.), und sexualisierte und psychische Gewalt bei etwa 80% der Betroffenen zu hohen psychischen und psychosomatischen Beeinträchtigungen führten.

Körperliche Verletzungen

Sie gehören zu den sichtbaren Folgen von Gewalt. Dazu gehören zum Beispiel:
Hämatome, Prellungen, Stich- und Hiebverletzungen, Schnitt- und Brandverletzungen, Kopf-, Nacken- und Wirbelsäulenverletzungen, Frakturen des Nasenbeins sowie Kiefer- und Zahnverletzungen. In der Folge sind langfristig funktionelle Beeinträchtigungen oder dauerhafte Behinderungen möglich (z.B. Schwerhörigkeit durch Trommelfellverletzungen oder Einschränkungen der Sehfähigkeit).

Psychosomatische und psychische Folgen

Zu den verbreiteten Beschwerden in Folge der Gewalterfahrungen gehören Magen-Darm-Störungen, Atembeschwerden und Essstörungen, Harnwegsinfekte und das Reizdarm-Syndrom. Gewaltbetroffene Frauen leiden häufig unter chronischen Anspannungen, Stress und Schmerzen (Kopf-, Rücken-, Brust- und Unterleibsschmerzen).
Körperliche Verletzungen heilen, aber der seelische Schmerz hält lange an und bewirkt gesundheitliche Langzeitfolgen. Depressionen sowie Angst- und Panikattacken treten am häufigsten in Verbindung mit Gewalt auf. Weitere Folgen sind Nervosität, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Verlust von Selbstachtung und Selbstwertgefühl sowie selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität. Borderline-Störungen und Posttraumatische Belastungsreaktionen sind oft auf Gewalterfahrungen zurück zuführen.

Folgen für die reproduktive Gesundheit

Studien belegen, dass gewaltbetroffene Frauen im Vergleich zu Frauen, die keine Gewalt erfuhren, dreimal häufiger unter gynäkologischen Beschwerden leiden.  Dazu gehören: Infektionen des Urintrakts, Unterleibsbeschwerden und -entzündungen, HIV-Infektionen und andere sexuell übertragbare Erkrankungen. Es kann davon ausgegangen werden, dass bei Patientinnen mit vielfachen Unterleibsoperationen (sogenannten „gynäkologischen Operationskarrieren“) häufig ein Gewalthintergrund besteht.

Schwangerschaft und Geburt

Häusliche und sexuelle Gewalt haben große Auswirkungen auf Schwangerschaft und Geburt, die bislang noch wenig in der Medizin wahrgenommen werden: ungewollte Schwangerschaften, Infektionen, Anämie, Blutungen im ersten und dritten Trimester, ein geringeres Geburtsgewicht und eine späte Inanspruchnahme der Schwangerenvorsorge. Im Vergleich zu Frauen ohne Gewalterleben zeigen Untersuchungen ein um das Vierfache erhöhtes Risiko einer Frühgeburt (Schmuel/Schenker 1998). Gewaltattacken während der Schwangerschaft führen zu Plazentalösungen, Uterusrupturen und Frakturen beim Fötus (Boy/Salihu 2004). Neue Erkenntnisse der Hirnforschung zeigen, dass Beeinträchtigungen bereits für Ungeborene bestehen.

Auswirkungen auf das Gesundheitsverhalten

Gewalt beeinträchtigt ebenfalls das Gesundheitsverhalten. Der Konsum von Nikotin, Alkohol, Medikamenten und Drogen ist oft eine Form von ‚Selbstmedikation’, eine Form der inneren Flucht, des Verdrängens und Vergessens und somit nicht selten eine „Überlebensstrategie“. Der kontinuierliche Konsum kann zu Suchtverhalten führen, was eine größere Verletzbarkeit und ein erhöhtes Gewaltrisiko bedeutet.
Die verbreitete geschlechtsspezifische Medikamentenverschreibung verstärkt vielfach Abhängigkeiten anstatt Betroffenen durch eine Stärkung des Selbstbewusstseins beim Ausstieg aus einer gewalttätigen Beziehung zu unterstützen. 

Häusliche Gewalt birgt ein Armutsrisiko für Frauen

Häusliche und sexuelle Gewalt haben große negative Auswirkungen auf die Existenzsicherung von Frauen. Für viele gewaltbetroffene Frauen ist zumindest eine zeitweilige Armut die Folge von Gewalt und Flucht. Die ökonomische Absicherung jenseits der Armutsgrenze ist gekoppelt an berufliche Qualifikation und Erwerbstätigkeit bzw. Erwerbseinkommen. Misshandelte Frauen sind hier durch verschiedene Faktoren häufig in ihren Möglichkeiten beeinträchtigt.

  • Die Herstellung einer ökonomischen Abhängigkeit ist für viele Täter/-innen ein Mittel, ihre Frauen zu kontrollieren und zu unterdrücken. Sie verbieten ihnen Arbeitsaufnahme, eine Aus-, Fort- oder Weiterbildung oder zwingen sie zur Arbeit, um ihnen dann den Lohn abzunehmen.
  • Frauen geben Erwerbstätigkeit, Schul- und Berufsausbildungen auf oder beginnen sie erst gar nicht, weil sie sich krank fühlen, sich nicht konzentrieren können, zu sehr unter häuslichen Belastungen leiden, zu häufig fehlen oder sich nichts mehr zutrauen.
  • Frauen geben ihren Arbeitsplatz auf, weil sie dort terrorisiert werden.
  • Wenn Frauen aus einer Misshandlungsbeziehung fliehen, sind sie oft nicht nur wohnungslos, sondern müssen Arbeitslosengeld II oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in Anspruch nehmen.
  • US-Studien sagen, dass sexueller Missbrauch in der Kindheit in der Zukunft der Frauen zu niedrigerem Bildungsstand und Einkommensniveau führt - im Vergleich mit nicht missbrauchten Frauen. Batya Hyman zeigte, dass missbrauchte Frauen 3-20% weniger verdienen als nicht missbrauchte Frauen.
  • Leben Frauen nach Trennung und Flucht mit ihren Kindern als Alleinerziehende, gehören sie zu einer Armutsrisikogruppe.

 

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Gesundheitliche Folgen der Gewalt

Häusliche Gewalt hat gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit und gilt als eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen (WHO 2002).

Die systematische Untergrabung des Selbstwertgefühls, ein Leben in ständiger Angst und Bedrohung, Stressbelastung und permanente Anspannung machen krank. Die folgenden Äußerungen stammen aus qualitativen Interviews mit Frauen und zeigen, wie sie die Auswirkungen von Partnergewalt auf ihre Gesundheit beschreiben (GiGnet 2008):
„Ich wurde immer leiser, immer kleiner, weil ich Angst hatte, dass er wieder zuhaut beim geringsten Ding.“
„Ich habe nachts nicht geschlafen, ich konnte nichts essen, ich hab ständig irgendwo Geräusche gehört.“
„…und dann bin ich krank geworden. Autoimmunerkrankung, ich denke mal, das ist alles zu viel geworden, diese ganzen Belastungen und dieses Hickhack.“

Die Repräsentativstudie von 2004 zur „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ (Schröttle et al.) kommt zu dem Ergebnis, dass zwei Drittel der gewaltbetroffenen Frauen körperliche Verletzungen erlitten (Prellungen, Verstauchungen, Knochenbrüche, offene Wunden etc.), und sexualisierte und psychische Gewalt bei etwa 80% der Betroffenen zu hohen psychischen und psychosomatischen Beeinträchtigungen führten.

Körperliche Verletzungen

Sie gehören zu den sichtbaren Folgen von Gewalt. Dazu gehören zum Beispiel:
Hämatome, Prellungen, Stich- und Hiebverletzungen, Schnitt- und Brandverletzungen, Kopf-, Nacken- und Wirbelsäulenverletzungen, Frakturen des Nasenbeins sowie Kiefer- und Zahnverletzungen. In der Folge sind langfristig funktionelle Beeinträchtigungen oder dauerhafte Behinderungen möglich (z.B. Schwerhörigkeit durch Trommelfellverletzungen oder Einschränkungen der Sehfähigkeit).

Psychosomatische und psychische Folgen

Zu den verbreiteten Beschwerden in Folge der Gewalterfahrungen gehören Magen-Darm-Störungen, Atembeschwerden und Essstörungen, Harnwegsinfekte und das Reizdarm-Syndrom. Gewaltbetroffene Frauen leiden häufig unter chronischen Anspannungen, Stress und Schmerzen (Kopf-, Rücken-, Brust- und Unterleibsschmerzen).
Körperliche Verletzungen heilen, aber der seelische Schmerz hält lange an und bewirkt gesundheitliche Langzeitfolgen. Depressionen sowie Angst- und Panikattacken treten am häufigsten in Verbindung mit Gewalt auf. Weitere Folgen sind Nervosität, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Verlust von Selbstachtung und Selbstwertgefühl sowie selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität. Borderline-Störungen und Posttraumatische Belastungsreaktionen sind oft auf Gewalterfahrungen zurück zuführen.

Folgen für die reproduktive Gesundheit

Studien belegen, dass gewaltbetroffene Frauen im Vergleich zu Frauen, die keine Gewalt erfuhren, dreimal häufiger unter gynäkologischen Beschwerden leiden.  Dazu gehören: Infektionen des Urintrakts, Unterleibsbeschwerden und -entzündungen, HIV-Infektionen und andere sexuell übertragbare Erkrankungen. Es kann davon ausgegangen werden, dass bei Patientinnen mit vielfachen Unterleibsoperationen (sogenannten „gynäkologischen Operationskarrieren“) häufig ein Gewalthintergrund besteht.

Schwangerschaft und Geburt

Häusliche und sexuelle Gewalt haben große Auswirkungen auf Schwangerschaft und Geburt, die bislang noch wenig in der Medizin wahrgenommen werden: ungewollte Schwangerschaften, Infektionen, Anämie, Blutungen im ersten und dritten Trimester, ein geringeres Geburtsgewicht und eine späte Inanspruchnahme der Schwangerenvorsorge. Im Vergleich zu Frauen ohne Gewalterleben zeigen Untersuchungen ein um das Vierfache erhöhtes Risiko einer Frühgeburt (Schmuel/Schenker 1998). Gewaltattacken während der Schwangerschaft führen zu Plazentalösungen, Uterusrupturen und Frakturen beim Fötus (Boy/Salihu 2004). Neue Erkenntnisse der Hirnforschung zeigen, dass Beeinträchtigungen bereits für Ungeborene bestehen.

Auswirkungen auf das Gesundheitsverhalten

Gewalt beeinträchtigt ebenfalls das Gesundheitsverhalten. Der Konsum von Nikotin, Alkohol, Medikamenten und Drogen ist oft eine Form von ‚Selbstmedikation’, eine Form der inneren Flucht, des Verdrängens und Vergessens und somit nicht selten eine „Überlebensstrategie“. Der kontinuierliche Konsum kann zu Suchtverhalten führen, was eine größere Verletzbarkeit und ein erhöhtes Gewaltrisiko bedeutet.
Die verbreitete geschlechtsspezifische Medikamentenverschreibung verstärkt vielfach Abhängigkeiten anstatt Betroffenen durch eine Stärkung des Selbstbewusstseins beim Ausstieg aus einer gewalttätigen Beziehung zu unterstützen. 

Häusliche Gewalt birgt ein Armutsrisiko für Frauen

Häusliche und sexuelle Gewalt haben große negative Auswirkungen auf die Existenzsicherung von Frauen. Für viele gewaltbetroffene Frauen ist zumindest eine zeitweilige Armut die Folge von Gewalt und Flucht. Die ökonomische Absicherung jenseits der Armutsgrenze ist gekoppelt an berufliche Qualifikation und Erwerbstätigkeit bzw. Erwerbseinkommen. Misshandelte Frauen sind hier durch verschiedene Faktoren häufig in ihren Möglichkeiten beeinträchtigt.

  • Die Herstellung einer ökonomischen Abhängigkeit ist für viele Täter/-innen ein Mittel, ihre Frauen zu kontrollieren und zu unterdrücken. Sie verbieten ihnen Arbeitsaufnahme, eine Aus-, Fort- oder Weiterbildung oder zwingen sie zur Arbeit, um ihnen dann den Lohn abzunehmen.
  • Frauen geben Erwerbstätigkeit, Schul- und Berufsausbildungen auf oder beginnen sie erst gar nicht, weil sie sich krank fühlen, sich nicht konzentrieren können, zu sehr unter häuslichen Belastungen leiden, zu häufig fehlen oder sich nichts mehr zutrauen.
  • Frauen geben ihren Arbeitsplatz auf, weil sie dort terrorisiert werden.
  • Wenn Frauen aus einer Misshandlungsbeziehung fliehen, sind sie oft nicht nur wohnungslos, sondern müssen Arbeitslosengeld II oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in Anspruch nehmen.
  • US-Studien sagen, dass sexueller Missbrauch in der Kindheit in der Zukunft der Frauen zu niedrigerem Bildungsstand und Einkommensniveau führt - im Vergleich mit nicht missbrauchten Frauen. Batya Hyman zeigte, dass missbrauchte Frauen 3-20% weniger verdienen als nicht missbrauchte Frauen.
  • Leben Frauen nach Trennung und Flucht mit ihren Kindern als Alleinerziehende, gehören sie zu einer Armutsrisikogruppe.

 

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